© Gunda von Dehn – „Es strahlet die Sonne…“ aus meinem Musical „Die Schuhe der Prinzessin“
Die drei Entlein vom Dümmersee
Perlschimmernd lag das Dümmer Meer, drei Entlein schwammen drüber her, Mücken tanzten auf und nieder, im Röhricht schlug die Dommel wieder. Leise wisperte der Wind sein ewig Lied, das nie verklingt, erzählte von der alten Kunde, dem Jade-Schloss auf kühlem Grunde.
In kleinem Boot ein träumend Kind, das lauschte auf den sanften Wind, es hörte seine Stimme säuseln, sah das grüne Meer sich kräuseln, schaute nicht nach Nord noch Süd, sah nicht, wie die Sonn‘ verglüht‘, dachte nicht mehr an zu Haus, fuhr mitten auf den See hinaus.
Aus des Wassers kühlem Munde stiegen Nebel auf vom Grunde, wunderlich die Dämpfe drehten, zart und leicht wie Schleier wehten. Der Knabe sah den Entlein zu, die in der Dämm‘rung weicher Ruh‘ zogen ihre blaue Bahn in den stillen See hinein.
Halb im Wachen, halb im Schlaf folgt‘ der Knab‘ den Entlein nach. Das Boot, es schwankte auf und ab, der Knabe sah ins Meer hinab. Zu schau‘n das Schloss, von dem er träumte, der Knabe aus dem Boot sich beugte… Als er im grünen See versank, war ihm, als hört‘ er Glockenklang.
Im Schlosse aus Kristall und Jade lebt fürderhin der holde Knabe. Umgeben nur von Herrlichkeit genießt er Überfluss und Freud‘. Und als vergangenen sieben Jahr – das Kind zum Mann geworden war – verzehrte er sich nach Daheim. Sein Herz zerriss in Schmerz und Pein. Schmetterlinge wollt‘ er seh‘n, auf Blütenflor und Wiesen geh’n, wollt‘ spüren, so wie einst als Kind, auf Haut und Haar den warmen Wind. Das kalte Schloss aus Edelstein, nicht Heimat konnte es ihm sein. Und selbst der Meerjungfrauen Tränen konnten nicht sein Herz versöhnen.
Damit er wieder glücklich werde, ließ man zurück ihn auf die Erde. Wie herrlich war des Sommers Duft! Wie wundervoll die laue Luft! - Der Jüngling legt‘ im Gras sich nieder und sehnte nach dem Schloss sich wieder. Und als die Sonn‘ im See ertrank, lag weinend er im weißen Sand.
Zur Mitternacht drei Jungfrau‘n kamen, die seine Seele mit sich nahmen und brachten sie zur selben Stunde hin zu des See‘s tiefstem Grunde. Man sah sie auf des Mondes Schein schreiten in den See hinein. Und als der Tag die Nacht verschlang, fand man den Jüngling tot am Strand.
Gunda von Dehn, 22.04.1980
Bilder: Gunda von Dehn
letzte Änderung 11.11.2018
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