© – Gunda v. Dehn – Gotrunlied-Sequenz aus meinem Musical „Die Schuhe der Prinzessin“
 

Foelke Kampana

Vorausgeschickt: Der Name „Foelke“ wird gesprochen wie „Foolke“, also kein „ö“. Folke ist an sich ein skandinavischer Name. Möglicherweise läßt der Name „Foelke“ die Annahme zu, dass eine Herkunft aus der  Dynastie der Folkunger vorliegt, die über sehr lange Zeit die Macht in Friesland inne hatten. Die ‚Folkunger‘ regierten in Schweden 12501363. Das könnte die 3 Kronen im Wappen von Foelkes Gemahl, Ritter Ocko I., erklären.

Ob Foelke, die Mutter von Keno II.,  böser gewesen ist als andere Frauen? Wenn behauptet wird, sie habe ihre beiden Neffen Ayelt Allena von Faldern (Sohn von Haro Allena, dem Bruder von Folkmar Allena) und Ayelt von Groothusen verhungern lassen, so ist das sicher eine Erfindung. Die beiden Ayelte waren etliches an Jahren älter als Foelkes Sohn Keno, der derzeit wohl ins dreißigste Lebensjahr eintrat. Die verbündeten Rebellen wollten zusammen die erneut aufgebaute und von Kenos Mannen besetzte Burg von Osterhusen erobern. Es gelang Kenos Mannen, die Invasoren abzuwehren.  Das Ende des Ringens mit Ayelt Allena von Faldern und Ayelt von Groothusen markierte Kenos Sieg über sie. Keno schickte seiner Mutter die beiden Vettern, berichtet der Chronist. Wie der Angriff gezeigt hatte, verrieten seine Vettern ihren Herrn und standen nicht zu ihrem geleisteten Treueeid. Verrat der eigenen Anverwandten! Ungehorsam, Treuebruch und Verschwörung sowie Angriff auf den Häuptling und Zusammenschluss mit Piraten, auf diese Vergehen stand definitiv der Tod. Vermutlich wurden sie deshalb nach Aurich geschickt, zum Gerichtsstand. Deshalb lautete der Richterspruch auf „schuldig“. Keno mußte tun, was nötig war, dazu verpflichtete ihn sein Vertrag mit der Hanse. Sie waren Rebellen und Heger der Piraten. Darauf stand der Tod durch den Henker. Keno geriet praktisch zum langen Arm und Vollstrecker der Hanse. Genauso wollten es die Hansen schon von Anbeginn ihrer Drohungen gegen die Häuptlinge haben.

Ich spekuliere einmal. Wie könnte der Fortgang dieser Episode vonstatten gegangen sein?

Vielleicht kamen Gerüchte auf, war es doch auf jedem öffentlichen Platz verkündet worden: Tod durch das Richtschwert für Ayelt Beninga von Groothusen und Ayelt Allena von Faldern. Foelkes Vettern des Todes! Aber von Urteilsvollstreckungen wurde nichts bekannt. Trotzdem, die beiden hochgeborenen Ayelte mussten es sein, die da auf dem Eselskarren nach Ihlow gebracht wurden, spekulierte man. Bestattungen in Ihlow – das war einzig etwas für besonders angesehene und privilegierte Menschen!

Nun trug der Abt Ailward die Bürde der Verantwortung für die Seelen dieser beiden toten Menschen. Gleichgültig, ob Freund oder Feind der tom Brook, Ayelt Beninga von Groothusen und Ayelt Allena von Faldern gehörten als Verwandte der Patrone des Klosters zu den Sippen der privilegierten Schutzherren. Als solche kam ihnen eine ehrenhafte letzte Ruhestätte und standesgemäße Bestattung zu. Außerhalb der Kirche, am Chor, im Lichte der aufgehenden Morgensonne erhielten beide ihre letzte Ruhestätte.

Auf jedes Grab aber ließ der Abt nach uraltem Ritual einen „blauen Stein“ aus Schiefer legen. Dieser Stein bekundete die Gültigkeit des richterlichen Todesurteils. Der „blaue Stein“ zeigte an, dass die Verstorbenen den Tod nach Recht und Gesetz erlitten hatten, denn gemäß Sitte und Brauch wurden zum Tode verurteilte Sünder vor der Hinrichtung drei Mal gegen einen Stein im Schandpfahl geschlagen. Währenddessen trug der Henker seinen Spruch vor: „Ich stoße dich an den blauen Stein, du kehrst Vater und Mutter nicht mehr heim.“ Dieses „Bleuen“, also „Schlagen“, läutete förmlich die Hinrichtung ein. Möglicherweise sind beide Ayelte an erlittenen Kriegsverletzungen verstorben, bevor der Scharfrichter seine Arbeit tun konnte. Skelettfunde beim Kloster Ihlow lassen das vermuten. Durch vorzeitigen Tod konnte dieses Ritual des „Bleuens“ nicht durchgeführt werden. Mit dem symbolischen Akt der Niederlegung des „blauen Steins“ auf den Gräbern war der Gewohnheit dennoch Genüge getan. – ahd. bliuwan / mhd. bliuwen, d.h. „bleuen“ (wie in „einbleuen“, „verbleuen“ oder auch in „Pleuel“), also „schlagen“ ab; „enen blauen stenen“  = „einen blauen Stein“ auf das Grab legen (siehe S.216 „Kloster Ihlow“, Ostfrs.Landschaft, Aurich) Die Bezeichnung „einbleuen“ benutzen wir heute noch. Damit sind jedoch keine Prügel gemeint, sondern das „Bleuen“ nach dem Motto: „Ich stoße dich an den blauen Stein.“ Das bedeutet: „dass wirst du niemals vergessen“.

Jedoch hatten die beiden Rebellen eine mächtige Sippschaft hinter sich, die nach Vergeltung lechzte. Blut für Blut!Keno blieb zwar der mächtige Herr, aber ein neues Kreuz ließ nicht lange auf sich warten. Hisko Abdena wollte ihm die Macht entreißen. Ohne Verzögerung hatte er zusammen mit den Familien der verblichenen Häuptlinge seinen jungen Rivalen wegen Mordes in Tateinheit mit einer besonderen Schwere und Verwerflichkeit der Tat verklagt, weil die Ermordeten Anverwandte gewesen waren. In dieser Zeit des Chaos mit drei Päpsten und einem König an der Spitze, dem immer noch die Kaiserkrone fehlte, versprach Hisko Abdena sich unter Handreichung von Bischof und König den kompletten Sieg über Keno II.

Bei derartigen Anklagen konnte man den Ausgang niemals voraussagen. Immer beinhalteten sie unwägbare Gefahren in sich. Schon manch Unschuldiger war an den „Gottesproben“ zu Grunde gegangen. – Es folgte der Bann für Keno. – Ihm wuchsen die Probleme allmählich über den Kopf. Doch am Ende konnte er sich Respekt und Ansehen verschaffen und wurde des Bannes entledigt.

Noch eine spektakuläre Maßnahme erfolgte mit der Hinrichtung von Lütet und Hero Attena. Auch dies geschah infolge der verbotenen Aufnahme von Piraten. Dafür verhängte Foelkes Sohn Keno II. über die Missetäter die Todesstrafe, was der Gesetzgebung entsprach. Aber: Lütet und Hero Attena hatten zuvor Kenos Schwester Ocka wegen angeblichen Ehebruchs hinrichten lassen. Es ist anzunehmen, dass dieses bei dem ergangenen Todesurteil eine nicht unerhebliche Rolle spielte.

Welcher Hass hatte sich aufgebaut, Hass, der nur durch Vernichtung des Feindes gestillt werden konnte!

Hier soll die theoretisch mögliche Abstammung der Gemahlin von Ritter Ocko tom Brok kurz beleuchtet werden:

Foelke Kampana, Statue in Dornum

Sie wird auch als „Foelke von Strackholt und Hinte“ bezeichnet. Ob damit Strackholt bei Spetzerfehn (Landkreis Aurich) gemeint ist, scheint eher unwahrscheinlich, zumal der Ort damals als „Strekholt“ bezeichnet wurde. Möglicherweise war es ein im Dollart untergegangenes Dorf oder sogar ein Dorf im Rheider- oder Groningerland. Strackholt ist als Herkunftsort lt. Dr. Hajo van Lengen (Ostfrs. Landschaft)  auszuschließen. Eine Möglichkeit, die mir denkbar erscheint, ist eine Abstammung aus dem Familienverband der „Stecke Holdt“ bzw. „von Holte“ oder „zu Holte“ pp. Es gibt diverse Schreibweisen des Namens.

Die Familie „Holte“ war äußerst einflußreich und mächtig! Eine verwandtschaftliche Beziehung dorthin war für die führenden Häuptlinge von allergrößter Bedeutung und nicht zu unterschätzendem Vorteil und, auch das ist von Belang, auch Bischöfe besaßen häufig Familie, d.h. Frau(en) und Kinder.
Foelke könnte eine Schwester des Johann Stecke zu Holten, gewesen sein, erwähnt 1376-1409; Kleverscher Statthalter der Mark.
Da Foelkes Schwester Hebe Äbtissin wurde, liegt es nahe, dass Ockos Gemahlin diesem Geschlecht entstammten. Eine „namenlose“ Frau konnte nicht zur Äbtissin aufsteigen. Das bedurfte eines sehr mächtigen und pekuniär sehr gut gestellten familiären Hintergrundes. Ein Kloster gründen zu dürfen, das ist etwas so Großartiges, dass es kaum sein kann, dass ein „einfacher Ritter“ aus Brookmerland dazu die päpstliche Genehmigung erhielt. Aber diese Begebenheit ist urkundlich nachweisbar und also war Ritter Ocko eben auch kein „kleiner, namenloser Ritter“.  – Foelke ist auf jeden Fall ihrem Gemahl, Ritter Ocko tom Brok, ebenbürtig gewesen. Auch aus diesem Grunde kommt eine Verwandtschaft zum Hause „Holte“ in Betracht. Dieses Haus stellte u.a. Bischöfe von Münster. Ihr Wappen ist u. a. eine fünfblättrige Rose. Eine solche erscheint auch auf Ritter Ockos Münzen. Da häufig Attribute der Ehefrau  dem Familienwappen hinzugefügt wurden, ist es denkbar, dass ein verwandtschaftliches Verhältnis des Hauses „Holte“ zu den tom Broek bestand. – Die Fam. Holte war stark im Emsland vertreten und ist auch in Norden nachweisbar.
In diesem Zusammenhang ist darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um einen Irrtum bzw. einen Lesefehler handelt, wenn Foelkes Herkunft mit „Hinte und Strackholt bezeichnet wird.  Damals wurde der heutige Ort „Strackholt“ noch als „Strekholt“ bezeichnet.  Ich vermute eine Verwandtschaft mit dem Geschlecht „Holte“ (Bischöfe von Münster, Köln pp.). Häufig tritt dort die Bezeichnung „Stecke“ auf, was auf die Steckenburg verweist.
 
1415 begegnet uns Johannes de Holte von Antwerpen, Handelsherr[3]. Ihm wurde sein Schiff von Piraten gekapert, anscheinend im Auftrag des englischen Königs.
Borchard III. Stecke zu Holten, erw. 1395-1459, Herr von Lüttekenhof (1435) und Steckenburg
Johann Stecke zu Holten, erw. 1376-1409, Kleverscher Statthalter der Mark
Burchard II. Stecke zu Holten, 1360 Freigraf von Recklinghausen
Wigbold von Holte war 1297 Erzbischof von Köln
Wilhelm von Holte  war ebenfalls  Bischof von Münster 1259
Ludolf von Holte war Bischof von Münster 1226-10.06.1247-1219-1224 wird Ludolf von Holte als münsterscher „prepositus Frisie“ (Archidiakon) in 6 Bischofsurkunden erwähnt. Die erste urkundliche Erwähnung eines münsterschen Probstes von Friesland (später Archidiakon) stammt aus dem Jahre 1152.
 

Zuerst einmal die für mich interessanten Ahnen:

1097-1118 Burkhard  von Holte Bischof von Münster, ein Verwandter der Herren zur Lippe (auch genannt: Burchard der Rote)

Schon Anfang 1098 wurde Burchard von Holte zum Bischof von Münster [Bischof 1098-19.3.1118 +bei Konstantinopel] erhoben, Burchard gehörte zu den engsten Ratgebern von Kaiser HEINRICH IV. bis zu dessen erzwungener Abdankung Ende 1105. Anfang 1106 trat Burchard der Rote auf die Seite HEINRICHS V über. Er geriet in die Hände HEINRICHS IV., der ihn gefangen nach Lüttich führte. Vom sterbenden Kaiser empfing er hier Ring und Schwert, um sie dessen Sohn zu übergeben. Von HEINRICH V. wurde Burchard von Holte zum Kanzler für Italien ernannt. Auf einer 1118 in Kaiser Heinrichs V. Auftrag unternommenen Gesandtschaftsreise nach Konstantinopel fand er den Tod.

Durch Burchard von Holte finden wir eine relevante Verbindung nach Italien! Da Ritter Ocko tom Brok im Dienste der Königin Johanna von Neapel gewesen ist, begründet dies allein  m.E. schon eine umfassende Recherche zu dem Problem der Herkunft der „tom Brok“ und ihre Verbindung nach Italien und zu den „Anjou“.

Anmerkung: Burchard von Holte stand im Übrigen in hartem Gegensatz zu Graf Friedrich von Werl-Arnsberg, dem letzten der alten Linie von Werl. Graf Friedrich von Werl-Arnsberg und sein Bruder Heinrich gehörten 1114 zu jenen sächsischen Adeligen, die sich gegen den Kaiser empörten und auf die Seite von Lothar von Süpplingenburg überwechselten. In der Schlacht bei Jülich trug er entscheidend zu Kaiser Heinrichs Niederlage bei.

1226–1247 Ludolf von Holte Bischof von Münster.

Ludolf von Holte gehörte gesichert den Osnabrücker „von Holte“ an. Er war ein Sohn des Wilhelm I., der oft der Stammvater der Osnabrücker Dynasten genannt wird. Bereits vor seiner Ernennung zum Bischof war Ludolf von Holte ab 1212 Kapitular (Mitglied der geistlichen Körperschaft) an der Domkirche zu Münster. Ludolf von Holte war von 1221 und 1223 Probst von Friesland, von 1226 – 10.06.1247 Bischof von Münster. Er war bestrebt, die seit dem ersten Münsteraner Bischof Liudger (791 bis 26.03.809) mit Münster verbundenen Friesengaue stärker unter die geistliche Gerichtsbarkeit zu zwingen. Die Friesen widersetzten sich mit Gewalt. 1227 begab sich Ludolf deshalb selbst nach Friesland und verschärfte die Strafen bei Vergehen gegen die Geistlichkeit. Schon bald nach der Heimkehr Ludolfs erhoben sich die Friesen in noch größerem Umfang. – 1251 kommt es zum Kampf gegen den Dekan Liudward von Hinte, der unangemessene Machtansprüche stellt.

– Das politische Verhalten der Bischöfe wurde überwiegend durch familiäre Interessen bestimmt, nicht selten weihte ein Bischof seinen Verwandten zum Bischof. So begegnen uns stets dieselben adeligen (verwandten) Familien in hohen Kirchenämtern (z. B.: 1236 war Heinrich v. Loen (1234 Propst in Zutphen) Domherr in Münster, Verwandtschaft der „Holte“).

In Wolbeck liess Ludolf von Holte eine feste Burg errichten, die in ihren Ausmaßen eher bescheiden, dafür aber von ungewöhnlicher Bauweise war. Es handelte sich um einen achteckigen, sehr wuchtigen Wohnturm mit dicken Mauern und kleinen Fensteröffnungen, der von einem Wassergraben umgeben war. Über eine Zugbrücke – sie führte ins erste Geschoss – konnte die Burg betreten werden. Wolbeck war damit, neben anderen Orten, zu einer Residenz des Fürstbischofs geworden, und zwar zu einer bevorzugten, denn die Nähe zur Hauptstadt Münster verschaffte der Landesburg an der Angel eine besondere Bedeutung. Die Burganlage derer von Holten ist durch einen Förderverein mit großem Aufwand wieder hergestellt worden (im Grundriß, z. T. mit Maueraufsätzen) und kann besichtigt werden (bei Osnabrück).

Microsoft Word - Ludolf von Holte.docx

Weitere wichtige Personen waren Ludolfs Nachfolger: Otto II. zur Lippe  Bischof von Münster 1247-21.06.1259 (Verwandter derer „von Holte“);  Wilhelm I von Holte, Bischof von Münster 1259-1260

Wikbold I (Wigbold) von Holte Erzbischof von Köln 1297-1304

Dies sind selbstverständlich nicht die einzigen potenten Familienmitglieder. Es bedarf noch mehrerer Untersuchungen, um eine hieb- und stichfeste Verbindung zu Foelke von Hinte nachweisen zu können. Ich befinde mich noch auf „dünnem Eis“. Tatsache ist, dass die jeweilige Namensgebung der Nachkommen Familienbindungen aufzeigt. Oft ist die Eheschließung zwischen herrschenden Familien nicht auf eine einzige Ehe beschränkt, es kommen zumeist häufigere Eheschließungen unter bereits verwandten Familien vor. So groß war die Auswahl schließlich nicht und man blieb unter sich. Dies war wichtig, um Macht zu erhalten bzw. zu gewinnen und Allianzen zu stützen. Diese Heiratspolitik war auch im Reichsgesetz so manifestiert: Wollte man nicht aller Privilegien verlustig gehen, durfte man nicht „nach unten“ heiraten. Der „Filz“ ist Ostfriesland und anderswo war enorm!

Schon 1312 wird ein Habbo zu Hinte als Richter und Häuptling erwähnt.  Zusammen mit Liurd Andsna zu Westerhusen, Wiard (Drost zu Emden), Sibrand zu Visquard, Folkert zu Twixlum setzen diese Richter die Willküren (Gesetze) für das Amasgaland (Emsigerland) fest. Foelke kommt also aus einer mächtigen Familie. Der Enkel des vorgenannten „Habbo zu Hinte“ ist Foelkes Bruder Habbo von der Westerburg. Er wurde 1372 als Häuptling genannt. Habbo war überdies Vizedekan von Hinte (Urkunde vom 2. Dez. 1379). Auch dies impliziert eine Verwandtschaft zu „Holte“. Er führte ein eigenes Siegel.

Heute haben wir die Ortschaft Forlitz-Blaukirchen. Blaukirchen hieß im 18. Jh. Südwolde (Wolde=Sumpfgebiet). Um 1250 hieß Forlitz möglicherweise  Godekakirl und Blaukirchen Aldegundeswald (Sühnevertrag vom 16.02.1250/(51?) zwischen Bischof Otto II. von Münster[1] und den frs. Brokmännern, Staats-Archiv Münster/Ostfrs. Urkundenbuch) Godekakirl und Aldegundeswald könnten jedoch auch Orte gewesen sein, die später im Großen Meer untergegangen sind. Das ist ungeklärt.

Forlitz Sarkophagdeckel von Holte

In der durch Unterspülung zusammengebrochenen Kirche von Forlitz [2] fand man die obere Hälfte eines steinernen Sargdeckels, geschmückt mit Bischofsstab und einem Wappen, welches ähnlich dem nachfolgenden Wappen aus dem 17. Jh. ist (der Schmuck weicht etwas ab, jedoch ist der Stechhelm vorhanden). Die zweite Hälfte des Sargdeckels wurde bisher noch nicht gehoben, da sich an der vermuteten Stelle ein Grab befindet. Es ist anhand des Wappens davon auszugehen, dass in Forlitz-Blaukirchen einer der frühen Bischöfe von Münster aus dem Hause Holte bestattet worden ist.

 

Wappen Holte

Holte d’Aston in Warwickshire/England (Baronet 25.11.1612 – 13.03.1782),
in blau zwei liegende goldene Balken, darüber im oberen Drittel ein silbernes aufrechtstehendes Tatzenkreuz mit spitzem Fuß.
 Das Wappen der „Holten“ ist mit Abweichungen im Schmuck von der Familie d’Aston übernommen worden, die eine Baronie besaß.
 

1. Burchard II. Stecke zu Holten, 1360 Freigraf von Recklinghausen, erw. 1339/90, *um 1320 Dortmund – + 12.07.1393 (Sohn des Goswin II. Stecke zu Holten, Ritter; erw. 1335-1353; Burgmann zu Holten und der Adelheid Sobbe, erw. 1335-39) heiratet Beatrix von Alpen, (erw. 1353-68) *um 1330 – + > 1368

Sohn Johann Stecke zu Holten, erwähnt 1376-1409, Statthalter von Kleve (die Mark), * um 1360 Dortmund – + 28.09.1416 heiratet < 1375 Elisabeth von Lüttinghof, Erbtochter vom Lüttinghof, (Tochter des Dietrich II. von Lüttinghof und N Keppel) * um 1350 – + > 1423 / Die Häuser Kleve und Lippe sind verwandt – Das Haus Lippe hat ebenfalls die Rose im Wappen, wie auch v. Holte.

Der Name Wilhelm kommt in etlichen Variationen bei den „tom Brok“ vor und kann als Leitname angesehen werden. Ritter Ocko und Foelke hatten außerdem einen Sohn Tirlingus (Dietrich), welcher Kleriker geworden ist. Leider ist nicht bekannt, ob und wieviele Kinder es außerdem noch gegeben hat. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die „tom Brok“ vermutlich mit „von Holte“ und ebenso mit dem Haus Oldenburg verwandt gewesen sind. Das Haus Oldenburg war bekanntermaßen mit dem Haus Holte verbandelt.


  • Gegen Foelkes Herkunft aus dem Hause Itzinga spricht grundlegend die Eheschließung von Foelkes Sohn Keno mit Adda Itzinga wegen zu naher Verwandtschaft. Adda Itzinga war nämlich die Tochter von Djudelt und Eberhard Itzinga d.Ä., ist also demnach die direkte Cousine von Keno tom Brok gewesen. Deswegen: Wenn Foelke tatsächlich die Schwester dieses Eberhardt Itzinga d.Ä. gewesen wäre, hätte die Eheschließung zwischen Adda Itzinga und Keno tom Brok wegen zu enger Verwandtschaft kaum stattfinden können.
  • Darüber hinaus soll ja bereits Ritter Ockos Vater Keno Hilmerisna tom Brok eine Schwester von Eberhard Itzinga d.Ä. geheiratet haben, was ich allerdings in Frage stellen möchte. Überdies fand ich einen Hinweis, der urkundlich von einer „Oczingha„-Frau spricht, die Keno Hilmerisna tom Brok (Ritter Ockos Vater) geehelicht hat.
  • Das ist sicher eine andere Familie, sonst wäre ja Ritter Ockos Mutter die Schwester seiner eigenen Ehefrau gewesen.
  • Dass Keno Hilmerisnas Sohn Ritter Ocko I.  schon wieder eine Itzinga geehelicht haben soll, ist sehr unwahrscheinlich, zumal sein Sohn Keno später Adda Itzinga geheiratet hat. Das wäre einfach zuviel der Inzucht. Da würde auch kaum ein Dispens des Papstes ins Haus geflattert sein.

Zur Erinnerung:

  • Keno   (der Alte) heiratete die Erbin von Visquard + Dykhusen / Rheiderland. 
  • Keno des Alten Enkel Keno Hilmerisna tom Brok (ca.1305*? 1376+) heiratete Ocka Oczingha von Nesse/Dollart/Reiderland.
  • Oczingha ist m.E. nicht gleichbedeutend mit Itzinga. Der Name „Oczingha“ deutet auf einen „Ocko“ als Großvater des Ritters Ocko I. tom Brok. Der Name „Ocko“ ist vorher in der Familie des Brookmerlandes nicht aufgetaucht, soviel bekannt ist. Es gibt aber jenseits der Ems in der ehemaligen Grafschaft Holland etliche „Ocken“-Burgen, die den Leitnamen „Ocko“ implizieren.

Fazit: Ritter Ockos Gemahlin, Foelke Kampana von Hinte, weist durch ihre Herkunft aus dem Hause „Hinte“ eher auf die Bischofsfamilie „von Holte“. Hinzuzuziehen ist meines Erachtens ebenfalls die Tatsache, dass der Bischof von Münster Ludolf von Holte mehr Macht über die Friesen erringen wollte. In solchen (üblichen) Fällen waren vorteilhafte Eheschließungen angesagt. Wilhelm I von Holte (Bischof von Münster von 1259 bis 27/12 1260) taucht zeitgleich mit Keno d. Alten in den Berichten auf. Aus den genannten Gründen bin ich der Überzeugung, dass Foelke von den Osnabrücker Bischöfen „von Holt“ abstammte, wovon einer in Forlitz begraben ist. Weil beide Frauen aus dem Hause „von Holte“ stammen, konnte auch Foelkes Schwester Hebe zur Äbtissin aufsteigen. Das konnte nämlich nur eine edle Frau mit entsprechendem familiären Hintergrund.

Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Möglich ist, dass Keno (jener, der vermutl. um 1269 Kronfeldherr von Anjou gewesen ist) auch auf Gesandtschaftsreise bzw. eine Art Kundschafter gewesen ist. So etwas „vererbte“ sich; die Kinder/Enkel wurden dazu berufen, ebenso wie Berufe auf die Kinder übergegangen sind. Diese dynastische Folge gibt es heute auch noch oft. Ich erinnere daran, dass Burchard von Holte (der Rote)  1118 von Kaiser HEINRICH V. zum Kanzler für Italien ernannt worden ist und kurz darauf den Tod fand.
Somit ist der Name „Kene“ (Keno) vermutlich nicht korrekt überliefert und „Kene“ lediglich als Berufsbezeichnung für den Richter zu verstehen. Es kommt ja häufig vor, dass eine Person in den Überlieferungen mehrere Namensbezeichnungen hat und logisch ist es insofern, weil sich Macht zu Macht und Geld zu Geld gesellt.

Richter Kene von Norden *ca. 1240 (?)  +1309/10 – heiratete also die Erbin von Visquard und Dykhusen im Emsgau. Der Name der Frau ist nicht überliefert. Vielleicht war sie aus dem Hause Holte, denn ein Sohn hieß Hilmer (Abwandlung von Wilhelm!). Das ist wiederum logisch, weil der Name des Großvater stets für den 1. Sohn verwendet wurde.

Gunda v. Dehn


[1] Bischof Otto II. von Münster (Sohn von Hermann II. von Lippe und Oda von Tecklenburg. Damit war er u. a. Bruder von Erzbischof von Bremen Gerhard II. zur Lippe und Bischof Otto II. von Utrecht. Ein weiterer Bruder war Bernhard III. zur Lippe.

[2]Fam.-Verband von Holte – http://www.vonholte.de/artikel/muenster.htm

[3]Johannes de Holte von Antwerpen (mehr dazu s. Prosopograhie Wiki unter „Johannes de Holte de Antwerpia“).

Fotos Ostfrs. Landschaft AUR bzw. Fam.-Verband von Holte / Karte: Lutz Albers Frisia Orientalis Soltau-Kurier-Norden

Trillmich, Werner: Seite 67 – „Kaiser Konrad II. und seine Zeit“
Münster umfasste westfälische Gaue nördlich der Lippe von der lothringischen Grenze bis an den Oberlauf der Ems, dazu als Exklave die friesischen Marschengaue östlich der Lauwers.


letzte Änderung 17. Nov. 2018

AutogrammkarteGunda

Gunda von Dehn

Hinweis: Roman Chroniken der tom Brook

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