© Gunda von Dehn- „Gavotte“ aus meinem Musical „Gelöbnis unterm Sternenzelt“
Aleida van Poelgeest (wahrscheinlich geb. in Leiden, +1392) war die Geliebte von Albrecht, Herzog von Bayern, Graf von Hennegau, Holland und Seeland, Herr von Friesland, wie er sich in dem Lehnbrief für Widzelt Kenisna bezeichnete.
1392 flanierte Aleid Poelgeest zusammen mit dem Günstling des Herzogs, Wilhelm Kuser, im Außenhof des Schlosses von Den Haag. Wilhelm Kuser war Baljew (=Verwalter) von Amstelland, Waterland und Rynland (Rheinland). Er hatte die erste und einflussreichste Stelle am Hofe inne, indem er zum Hofmeister ernannt wurde. Während die Partei der Cods (=Kabeljauen) mit Hilfe Aleidas ihren Einfluss am Hofe Albrechts vergrößerte, verbündeten sich die Hooks (=Angel-Haken) mit Albrechts ältestem Sohn Wilhelm, der von seinem Vater in die Statthalterrechte Hennegau eingesetzt worden war.
Von da an – 1392 bis 1395 – herrschte Bürgerkrieg zwischen den Cods (der Name stammt von der hellblauen Kleidung der Söldner ) und den Hooks.
Aleid wurde angeblich von Hoek’schen Edlen erdolcht. Die Politik kann aber nicht das Motiv für den Mord gewesen sein. Das Attentat auf Aleid kann auch ein 3. Anschlag auf das Leben von William Cuser gewesen sein, der bereits zuvor schon zweimal angegriffen worden war. Möglich ist auch eine Eifersuchtsgeschichte, weil offenbar auch Herzog Albrechts Sohn Willem sehr engen Kontakt zu Aleid hatte.
Coen Cuser, Willems Vater, spielte fortan in dieser Geschichte eine entscheidende Rolle bei der Verfolgung der angeblichen Mörder.
Er drang angeblich bei Graf Albrecht so lange auf Bestrafung der Mörder, bis dieser die Verdächtigen vor Gericht laden ließ. (Anm.: Als Graf musste Albrecht das ohnehin tun.) Da die Geladenen aber nicht erschienen (aus gutem Grund, denn immerhin drohten Folter u. Richtschwert), wurden sie zum Tode verurteilt. Der alte Cuser rückte auf Befehl Albrechts vor die Schlösser dieser Edlen. Cuser eroberte und verbrannte die Schlösser von Hodenpijl, Zandvoort, Heemstede, Warmond und Paddenpoet (Leyden) (alles in Südholland an der Küste).
Coen Cuser wurde danach zum Vogt vom Kennemerland erhoben, eine wichtige Position.
Irgendwo hinter den Häusern zwischen der Buitenhof und der Stadt war vermutlich das Haus der Aleid Poelgeest.
Der Buitenhof war früher viel größer, und es gab weit weniger Gebäude. Hier ging Aleid täglich spazieren. Laut Quellenangaben, ist sie hier nicht ermordet worden. Die zweite Möglichkeit für den Mord ist der Kohl-Garten, der Garten hinter dem Schloss bis zur Bahre (Fluß). Es ist jetzt ein Platz dort, eingefaßt von Häusern.
Nach der Ermordung des gräflichen Hofmeisters Willem Cuser und Herzog Albrechts Geliebten Aleid van Poelgeest konnte Albrecht sich politisch durchsetzen. Albrechts Sohn Willem floh vor ihm nach England, söhnte sich jedoch 1394 mit ihm aus. Willem wurde wieder in seine Statthalterrechte eingesetzt und stand seinem Vater im Kampf gegen die aufständischen Friesen bei. Diese strebten statt einer landesherrlichen Bindung an Herzog Albrecht von Bayern, Graf von Holland, eine direkte Unterstellung unter Kaiser und Reich an, d. h. sie wollten die Reichsunmittelbarkeit erreichen mit besonderen Freiheitsprivilegien. Dabei ging es letztendlich auch um die besondere friesische Rechtsprechung, die weitaus humaner war als die des römischen Reichsrechts. Trotz mehrerer kostspieliger Feldzüge blieb für den Herzog aber vorerst ein durchgreifender Erfolg aus.
In den Jahren 1392 bis 1395 herrschte Bürgerkrieg zwischen den Kabeljaus (Cods) und den Hoeks. Das führte zu schweren Steuerlasten der Städte. Die Versöhnung zwischen Albrecht und seinem Sohn Wilhelm, ließ indes die Eroberungsgefahr für Groningen stark ansteigen.
Die Liebesgeschichte
(Übersetzung aus dem Holländischen)
Die Affäre zwischen der 52-jährige Albrecht von Bayern und der 18-jährigen Aleid begann wahrscheinlich 1388, zwei Jahre nach dem Tod der ersten Ehefrau Albrechts. Über den Anfang ist nicht viel bekannt. Sie wird auf der Burg Teylingen, wo Aleidas Vater Kastellan (Administrator) war, begonnen haben. Es war die Urlaubs-Adresse von Albert, aber im Herbst 1388 fuhr Albrecht so oft vor, dass die Historiker vermuten, dass da die Beziehung begann. Auch Ausgaben für die Geschenke sprechen dafür, dass die anderen Freundinnen in dieser Zeit aufs Abstellgleis gestellt wurden. Über Aleid als Person, trotz der romantischen Beschreibungen von Historikern oder Dramatikern, ist nichts bekannt.
Obwohl natürlich nicht sicher, es ist offensichtlich, dass Aleid eine besondere Frau gewesen sein muß. Albrecht war kein „Provinzgraf“, denn er kannte das Leben am kaiserlichen Hof in Prag und auch sein Haager Gerichtshof besaß internationales Prestige. Aber auch, wenn sie nicht so besonders war, dann gaben die besonderen Geschenke ihr zu verstehen, dass er liebeskrank war, mehr als üblich. In den folgenden Jahren, 1389, kam Aleid an den Hof im Haag. Zuerst logierten sie wahrscheinlich in dem Haus der Katrijn Kielen, wo sie am 6. Juni dobbelden (sich liebten?). Am 12. Juni hatte Aleid bereits eigenes Personal, die Damen Jutte, Jan Taetsendochter und eine Lizebette. In dieser Zeit soll Aleid ihr eigenes Haus in Den Haag bezogen haben. Wo das Haus lag, ist trotz intensiver Forschung noch immer nicht sicher. Hoek, ein erfahrener Forscher, platziert das Haus auf der Hoogstraat, etwa in Höhe der Nummern 27 und 29 und möglicherweise gehörte Nummer 25 auch dazu. Das Haus lag auf einem mit einer Mauer umgebenen Hof, so dass sich das Haus selbst auf der Rückseite befindet. Von seinen Räumen ließ Albrecht wurde noch einen Pfad zum Binnenhof anlegen. Straßen und Plätze noch nicht gepflastert mit Steinen, weil es zu teuer war. Wenn notwendig, wurde ein Weg geebnet. In diesem Fall war es erforderlich, Aleidas Füße vor Schlamm zu bewahren und überdies ließ Albrecht auch einige Weiden kappen, damit er von ihrem Haus Aussicht auf den Binnehof bekam. Darüber hinaus gibt es einige andere Gebäude auf dem Buitenhof in der Straße. Der Weg ging über das Gelände des gegenwärtigen Neubaus auf dem Buitenhof Nr. 46. Obwohl Aleid auch einen Raum auf dem Schloß hatte, kam Albrecht oft zu ihr ins Haus. Und er nicht allein, aber auffallend genug kam auch sein Sohn Willem. Es muss eine besondere Frau gewesen sein. Sie trat aber nicht in die Fußstapfen der ersten Frau von Albert. Sie ging viel zusammen mit Albrecht in Staatsangelegenheiten auf Reisen, aber sie hat sich nicht offiziell eingemischt in die Verwaltung.
Der Tod von Graf Wilhelm IV. als letzter männl. Spross des Hauses Avesnes aktualisierte das locker gewordene Reichslehensverhältnis, denn Margarete von Avesnes, die Schwester von Graf Wilhelm IV (= Wilhelm II. im Hennegau), war 1324 mit dem Wittelsbacher Ludwig IV. in dessen zweiter Ehe vermählt worden, also seit dessen Kaiserkrönung 1328 „Kaiserin“. Der Hennegau galt als Frauenlehen. Margarethe von Avesnes war also die natürliche Erbin des Hennegaus. – Daher vererbte sich der Hennegau später an Jakobä, die Enkeltochter von Herzog Albrecht von Bayern, Graf von Holland.
Ludwig der Bayer (Herzog Albrechts Vater) belehnte Margarete am 15. Jan. 1346 mit den drei Grafschaften und der Herrschaft Friesland; dass diese seront à tousjours mais tout à un, musste sie in Mons den huldigenden Ständen geloben. Vorsorglich regelte Ludwig die Nachfolge Margaretes zugunsten ihrer beiden Söhne: 1. Wilhelm und 2. Albrecht. Nach Ludwigs Bärenjagd-Tod am 11. Okt. 1347 begründeten die bayer. Hausverträge (1349/53) das niederbayer. Teilherzogtum Straubing-Holland als Sekundogenitur unter den vom Kaiser Vorbestimmten (Boehm 1981, Straub 1988).
Nach dem Tod ihres Gemahls (1347) kehrte Margarete nach Holland zurück, welches unterdessen ihr Sohn Willem V. verwaltet hatte. Margarete gab ihm Holland und Zeeland unter der Bedingung, dass Willem ihr den Hennegau als Wittum überlassen sollte. Da er sich nicht daran hielt, kam es zwischen Margarete und Willem zum Krieg. Dadurch entwickelten sich 2 Parteien, die Hoeks (Adelspartei Angelhaken) waren Anhänger der Margarete, die Kabeljaus (= Cods = Bürgerliche) waren Anhänger Willems.
Nach Margaretes Tod (1356) regierte zuerst Graf Wilhelm V. (im Hennegau Huldigung Wilhelm III.). Der Krieg artete zum Bürgerkrieg aus. In einem Seetreffen bei Veern (1351) siegten zwar die Hoeks (Anhänger Margaretes), aber bei der Verfolgung wurden sie bei Briel gestellt und geschlagen. Sie mussten nach England flüchten. Dort kam eine Aussöhnung zustande, indem bestimmt wurde, dass Margarete den Hennegau bekam, Willem dagegen die übrigen Ländereien. Margarete starb 1355.
Zwei Jahre später wurde Willem V. wahnsinnig. Im Volksmund „de dolle Graf“ genannt, lebte er bis zum Tod 1389 in Gewahrsam auf dem Schloß Le Quesnoy im Hennegau. Wilhelms Bruder, Herzog Albrecht I. von Bayern, unternahm im Febr.-März 1358 die Umfahrt durch die drei Grafschaften, beginnend in Dordrecht; er regierte ab 1358 offiziell als „Ruwaard“ (Ruhewahrer), ab 1389 als Graf (†1404). Herzog Albrecht I. folgten sein ältester Sohn Wilhelm VI. († 1417), dann im Erbstreit dessen Bruder Jan VI. (Johann III. von Bayern, † 1425) und Wilhelms Tochter Jakobäa († 1436).
Die niederländische Wittelsbacher Herrschaft dauerte fast 100 Jahre. Das Teilherzogtum Straubing blieb Statthaltern und Viztumen überlassen; Den Haag wurde zur Hauptresidenz. Herzog Albrecht von Bayern scheint zuletzt 1371 in der Heimat gewesen zu sein.
Es herrschte ein reges Hofleben im Haag. Der Haager Wohntrakt, das sog. Baierische Kwartier wurde errichtet. Dort residierten u.a. die engl. Gemahlin Wilhelms V. und die beiden Gemahlinnen Albrechts mit ihrem jeweiligem Hofstaat, sowie auch Albrechts Geliebte Aleid van Poelgeest (siehe Straßenkarte oben). Die Residenz prunkte mit hohem kulturellen Gepränge. Feste, wie die Stiftung des Antonius-Ritterordens durch Wilhelm VI. (Sohn von Albrecht), Besuche von Fürsten, Künstlern und Gauklern, ein reiches Musikleben (Janse 1986; Boer 1987, S. 285f.) verliehen der Residenz internationalen Rang und Namen. Dazu gehörte die Anstellung eines Herolds, gen. sei Claes Heynenz, zuvor am Hofe von Geldern, unter Albrecht als „heraut Beyeren“ (Herold von Bayern); in den Rechnungen von 1383/1408 findet man den Dichter Willem Hilgaertsberch als Vortragskünstler (Oostrom 1987) erwähnt; zu Albrechts Protégés zählte der Chronist Jean Froissart und der Maler Jan van Eyck. Eyck arbeitete im Haag 1422/25 als „Valet de chambre“ (Schneider 1913, S. 142f.; Klemm 1987). Es fanden Ritterturniere statt und am Binnenhof entstand ein regelrechtes Dorf, belegt mit Adeligen, Botschaftern und „abgelegten“ Geliebten pp. Der Binnenhof erlebte Ereignisse der Herrscherfamilie wie die Geburt Jakobäas am Jakobstag 25. Juli 1401 oder die Vermählung mit ihrem zweiten Gemahl Jan van Brabant. War der Bauherr des Binnenhofs Floris V. noch bei den Ahnen in der Abtei Rijnsberg beigesetzt, so wurde die Hofkapelle jetzt zur Grablege der bayer. Grafen seit dem Tod der ersten Gemahlin Albrechts, Margarethe von Brieg-Liegnitz († 1386), die mit ihm Stifterin des Kapitels war (Klooster 1984, S. 30); ihr folgten Albrecht († 1404) und Wilhelm VI. († 1417).
Stadt Brüssel (frz.: Bruxelles-Ville, ndl.: Stad Brussel)
Region Brüssel-Hauptstadt (frz.: Région de Bruxelles-Capitale, ndl.: Brussels Hoofdstedelijk Gewest) In Brüssel gab es eine Hofburg. Der Name Brüssel kommt von einer Wortzusammensetzung des altniederländischen Wortes bruoc (neuniederländisch: Broek (Sumpf) und des ebenso altniederländischen Wortes sella (Sessel, Wohnort). Der Stadtname bedeutet also Wohnort im Sumpf.
Nachweisbar ist die Siedlung im Jahr 966. „Bruocsella“ wurde erwähnt in einer Urkunde Otto d. Großen.
977 bis 979 errichtete Karl von Niederlothringen eine Burg mit Kapelle auf einer Insel in der „Senne“, der Start für die Stadtentwicklung. Die Kapelle wurde Gudula gewidmet, der Nationalheiligen von Belgien und Patronin der Stadt. Im 11. Jahrhundert wurde eine Stadtmauer angelegt. Die Stadtbefestigung des 14. Jahrhunderts zeichnet sich noch heute ab in den Boulevards des kleinen Rings.
Literatur
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- HA van Foreest, ´Traditie en werkelijkheid´, Bijdragen voor de geschiedenis der Nederlanden , 20, ´s-Gravenhage, 1965, pp 111-146. • ha Foreest, „Tradition und Wirklichkeit“, Beiträge zur Geschichte der Niederlande, 20, ’s-Gravenhage, 1965, S. 111-146. ´Traditie en werkelijkheid´, Bijdragen voor de geschiedenis der Nederlanden , 22, ´s-Gravenhage, 1969, pp 171-208. • ha Foreest, „Tradition und Wirklichkeit“, Beiträge zur Geschichte der Niederlande, 22, ’s-Gravenhage, 1969, S. 171-208.
- Corien Glaudemans, Om die wrake wille. • Corien Glaudemans, Das Wrake willen. Eigenrichting, veten en verzoening in laat-middeleeus Holland en Zeeland , Hilversum, 2003 Private Richtung, Veten und Versöhnung in späten middeleeus Holland und Seeland, Hilversum, 2003
- Gouthoeven, J., Die Cronycke van Hollant, , 1630. • Gouthoeven, J., Die Cronycke der Hollant, 1630.
- Dr. • Dr. D. D. Hoek, ´Het huis van Aleida van Poelgeest´, Jaarboek Die Haghe 1945 , pp 210 ev. Hoek, „Das Haus von Aleida Poelgeest“ Das Haghe Jahrbuch 1945, S. 210 ff.
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- NJ Pabon, ´Bijdragen over het godsdienstig, zedelijk en maatschappelijk leven in Den Haag tot het einde der 16e eeuw´, Jaarboek Die Haghe, 1924.
- JGN Renaud, ´Blotinge of Hodenpijl´, Jaarboek Die Haghe 1956 , pp 6 ev.
- Jhr. Mr. Herr Th. HF van Riemsdijk, dr. J.Ph. de Monté ver Loren, ´De rechtspraak van den graaf van Holland´, in Werken der Vereeniging tot uitgaaf der bronnen van het Oud-Vaderlandsch Recht, Derde Reeks, no. IV , Utrecht 1934