© – Gunda von Dehn – „Wasserspiele“
Buttfang am Sonntag
Einst schritt ein Mann durch Grases Tau, sein Seesack auf der Schulter hang. Das gleißend Watt ist silbrig grau, darüber schwinget Glockenklang. Zur Sonntagsmesse ruft der Ton. – Der Mann geht redlich seinen Weg, am Strand der Leybucht ist er schon – der Glocken Klang ruft zum Gebet. Da ruft’s aus blankem Watt ihm zu: „Fang dir den Butt! Grab ihn dir ut!“ Er will dem Watt den Rücken dreh’n, zur heil’gen Messe steht sein Sinn. Da raunt’s aus Nebelschwaden: „Warum verschmähst du Gottes Gaben? Fang dir den Butt! Grab ihn dir ut!“ Sein Auge schaut den fetten Butt. – „Ihn dazulassen wär nicht klug! Das brächte für dich Geld genug!“ So buhlend spricht die Kreatur, winkt lockend in das Watt ihn her. Der Glocken Klang, er mahnt zur Pflicht. – Das Kirchgeläut gewahrt er nicht. Er folgt dem Wink mit frischem Mut, frohlockt gar bald ‚Der Fang wird gut! ‘ und stampft mit festem Schritt durchs Watt: ‚Ist sündhaft auch mein ruchlos Tun, ich fang den Fisch in Mengen satt. ‘ „Dies ist der Habgier reicher Lohn“, trägt wispernd ihm ein Windstoß zu. „Bald findet deine Seele Ruh.“ Zum Bersten ist sein Seesack voll. Er weiß nicht, wie er’s schaffen soll, den Butt alleine heimzutragen, den Fremden will um Hilf‘ er fragen, jedoch, der steht da nun nicht mehr. Jetzt schäumt von dort wie aus Grabestiefe die salz’ge Flut ins Wattenmeer, füllt rauschend wieder Tief und Priele. Und gurgelnd braust’s aus seinem Schlund: „Den fetten Butt, smit ihn herut!“ Brodem, grau, wälzt sich heran, erstickt den hellen Glockenton. In Schleiern schwind‘ das Küstenland, in grauem Nebel sinkt die Sonn‘. Das Wasser schwillt, der Wind, er saust, nur brodelnd Fluten rings umher. Der Mann will heim, zurück nach Haus, wirft angsterfüllt den Butt ins Meer. Und aus den Fluten rauscht es laut: „Ik hebb die bald! Ik hebb die bald!“ Well‘ auf Welle rollt herbei, in Wirbeln hört er’s brausen, ihm ist, als stürzt der Himmel ein, er schreit, gepackt von Grausen. Im Meere glänzet Höllenschein – jetzt holt ihn bald der nasse Tod. Und wie der Möwe greller Schrei ertönt sein Ruf aus tiefster Not. Doch aus den Wogen braust es laut: „Ik hebb die bald! Ik hebb die bald!“ Das Meer, es hindert seinen Schritt, schon steht es hoch bis an die Lenden. Wo ist der Weg zum Land zurück? Wohin muss er sich wenden? Das Meer, es steigt in Windeseile, Watt und Strand im Nu versinkt, der Mann – er schwimmt noch eine Weile, eh ihn das salzig Nass verschlingt. Und aus dem Meere braust es tief: „Nu hebb ik di! Nu hebb ik di!“Gunda von Dehn
Strömung bzw. Sog bei einsetzender Ebbe sind äußerst gefährlich. Ich war eine sehr gute Schwimmerin und überdies Rettungsschwimmerin beim Polizei-Sportverein Wilhelmshaven. In dieser Eigenschaft bin ich an der Geniusbank in Wilhelmshaven in den Ebbstrom geraten, konnte aber glücklicherweise eine Buhne erreichen und somit ein Mädchen vor dem Ertrinken bewahren. Damals machte man nicht solchen Zirkus wie heute. Es war selbstverständlich und gehörte zu den selbstverständlichen Aufgaben von Rettungsschwimmern, Menschen zu retten.
Nachfolgend einige DLRG-Regeln, die man unbedingt beherzigen sollte! Die Deutsche Lebensrettungsgessellschaft e.V. gibt nachfolgende Verhaltensregeln für Wattwanderungen:
Richtiges Verhalten im Watt
1. Gehen Sie niemals alleine ins Watt!
2. Vertrauen Sie sich einem kundigen Wattführer an oder informieren Sie sich ausführlich über das Wattgebiet und seine lokalen Besonderheiten.
3. Senken, Priele, Löcher, Muschelfelder, Steilkanten, und Schlickfelder können lebensgefährlich werden, wenn man die Tücken nicht kennt (Gefahr des Einsinkens).
4. Führen Sie Wattwanderungen nur am Tage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang durch und zwar bei ruhigem Wetter und guten Sichtverhältnissen.
5. Gehen Sie auf keinen Fall bei Dämmerung, Dunkelheit, Sturm oder Nebel ins Watt! Der Aufenthalt ist dann lebensgefährlich!
6. Merken Sie sich die Windrichtung und beobachten Sie das Ziehen der Wolken sowie die Wetterentwicklung.
7. Sollte überraschend Nebel auftauchen, irren Sie nicht ziellos umher, sondern versuchen Sie anhand Ihrer Fußspuren den Weg zur Küste zu finden.
8. Rufen Sie laut und deutlich um Hilfe!
9. Bei Gewitter ist das Betreten des Watts lebensgefährlich!
10. Gehen sie nicht mit Kindern unter 6 Jahren ins Watt.
11. Informieren Sie sich über die Gezeiten!
12. Berechnen Sie genügend Zeit für den Rückweg, bevor Sie loswandern.
13. Informieren Sie jemanden, bevor Sie ins Watt gehen.
14. Merken Sie sich einen Markierungspunkt auf dem Festland und nehmen Sie als Orientierungshilfe einen Kompass mit!
15. Meiden Sie bei auflaufendem Wasser die Nähe von Prielen, es herrscht starke Strömung.
16. Auch geübte Schwimmer sollten auf keinen Fall versuchen, einen Priel zu durchschwimmen.
Anm.: Man muss schräg gegen die Strömung Richtung Land schwimmen, um dem Sog entgegenwirken zu können.
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letzte Änderung: 05. Okt. 2023
Bilder: Gunda von Dehn