© – Gunda von Dehn – „Wald und Flur“

Das Oldenburgische Güldene Horn

 
Rehe nach Marc3

Rehe nach F. Marc – G. v. Dehn

Den Hirsch verfolgt‘ einst auf der Jagd
Von Oldenburg – der junge Graf.
Heiß stach die Sonn‘ vom Himmelszelt,
die Hitze flirrte über’m Feld.
 
Um seinem Jäger zu entrinnen,
entfloh der Hirsch mit großen Sprüngen,
entschwand im Holz vom Osenberge. –
Es hieß, „dort hausen böse Zwerge“.
 
Der Junker setzte nach der Beute
und ihm voran die Hundemeute –
verirrte sich im Waldgestrüpp
und fand den Weg nicht mehr zurück.
 
Längst war verstummt der Hunde Lärm,
der Hörner Schall unendlich fern.
Der Junker zügelte sein Roß,
ihn plagte unerträglich Durst.
 
Die Erde schien ihm glühend heiß,
von seinem Körper rann der Schweiß.
Weit war der „Hunte“ kühles Nass,
hier wuchs nur halb verdorrtes Gras.
 
Staub brannte in des Junkers Kehle,
da wünschte er aus voller Seele:
Ach, hätt‘ ich einen kühlen Trunk,
den Hirsch vergäße ich zur Stund‘.
 
Da tat der Osenberg sich auf
und eine Jungfrau trat heraus,
bekleidet nur mit ihrem Haar,
das lang und weich und golden war.
 
Der schlanke Körper schön und weiß,
das Antlitz schien ihm engelgleich.
Sie sprach den Junker lächelnd an:
„Den Wunsch ich dir erfüllen kann.“
 
Wunderhorn1

Das güldene Wunderhorn

           Ein gülden Horn sie reichte ihm:
           „Zu deiner Freude es dir dien‘,
           zu leiten bestens dein Geschick,
           bringt es in Ewigkeit dir Glück.“
 
          Die Zunge ward wie Blei ihm schwer,
          ihm war, als müsst verdursten er.
           „Lösch deinen Durst“, sie flüsterte,
                   der junge Graf, er zögerte. –
 
„Trink nur, trink“, sie wisperte.
– Das brave Pferd, es zitterte. –
Der Junker fühlte keine Furcht,
es quälten ihn nur Hitz‘ und Durst.
 
‚Was soll gescheh’n, dacht‘ er bei sich,
‚kann lügen dieses Angesicht? ‘
Schon hielt das Horn er in der Hand,
zu laben sich am Elfentrank.
 
Da bäumt sich auf voll Angst das RossPferdekopf Kopie
und der Elfe Trank ergoss
sich ätzend auf des Pferdes Rist –
kein einzig Haar geblieben ist. –
 
Das arme Tier schrie auf vor Schmerz,
als wär’s getroffen bis ins Herz.
Es jagten Ross und Reiter fort
von diesem düster-schrecklich Ort.
 
Das gülden Horn vom Elfenland,
es hatte lange noch Bestand.
Auf Oldenburg war es zu seh’n,
aus schwerem Golde, prachtvoll schön.
 
Ein Spruchband ist darauf gewesen,
„Drink all ut“, stand dort zu lesen.
Ob je ein Mensch sich kühn gelabt
aus güld‘nem Horn vom Osenbarg?
 
Gunda v. Dehn

Sagen und Legenden sind nachzulesen in dem wunderschönen Buch „Oldenburgische Sagen“ von Hermann Lübbing, Heinz Holzberg-Verlag, Oldenburg

AutogrammkarteGunda

Gunda von Dehn

Hinweis: Roman Chroniken der tom Brook

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 letzte Änderung 05.10.2023