Mütter hören manches Mal,
and’re Kinder sind genial,
sprechen schon mit einem Jahr
jedes Wort und Sätze gar,
zieh’n ihre Puppen an und aus,
malen sogar schon ein Haus.
And’re sind – wie wunderbar! –
sauber schon mit einem Jahr
und geh’n alleine schon aufs Töpfchen.
Was hab’n die alles erst im Köpfchen?
Essen tun sie auch perfekt
mit Messer, Gabel und Besteck.
Manches Kind kann auch – wie klug! –
alleine laufen, frohgemut,
obwohl es erst zehn Monat wird.
Donnerwetter! Gut dressiert!
And’re zählen mit zwei Jahren –
Na, was soll man dazu sagen? –
decken sogar schon den Tisch,
schwimmen wie ein flinker Fisch.
Manche Mutter denkt verschreckt:
‚Mein Kind ist nicht so aufgeweckt.
Wann ist es endlich auch soweit?
Ob es wohl weniger gescheit?’
Staunend steht sie oft dabei,
als wär‘ das alles Hexerei.
Doch bemerkt sie bald genüsslich,
dass Komplexe überflüssig.
Wer sich genauer informiert,
erkennt, dass hier nur renommiert.
Was man als ‚Schwimmer‘ deklariert,
mit einem Hündchen konkurriert.
Ein kleiner Irrtum, der verzeihlich.
Die Phantasie hatte es eilig. –
Stolz und Liebe oft verwirren,
da kann die Zunge sich leicht irren.
Auch stehen Wünsche manchmal Pate,
wenn viel zu hoch gerät der Stapel.
Wer von dieser Sünde rein,
der werfe selbst den ersten Stein.
Alles ist nur Ansichtssache,
auch das ‚Phänomen‘ der Sprache.
Begriffe sacht etwas verschoben,
schon ist ein and’res Bild gewoben.
Wichtig ist die Perspektiv‘,
sonst sieht man plötzlich etwas schief.
Doch ist das hier nicht einerlei?
Wenn nur die Liebe ist dabei
zu der schönsten Himmelsgabe –
nämlich dem Kind – aus Gottes Gnade.
Gunda v. Dehn
Mutter u. Tochter – 1964
Gunda v. Dehn 1996
Hinweis: Roman Chroniken der tom Brook
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